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Was mich bewegt – Wenn wir wüssten...
...wie kurz das Leben ist, würden wir einander viel mehr Freude bereiten». Dieses Zitat stammt von einer 97-jährigen Dame, die ich während meiner Zeit als Seelsorgerin in einem Altersheim in Wien begleitet habe. Die Worte in Verbindung mit dem hohen Alter der Frau sind für mich zu einer Weisheit geworden, auf die ich oft zurückgreife. Sie kommt mir in den Sinn, wenn ich Gefahr laufe, in einer Meinungsverschiedenheit zu stagnieren oder mich über den alltäglich zu erledigenden Kleinkram ärgere.
Ein kurzer Moment der Erinnerung reicht und sie tut ihre Wirkung, wie eine Medizin. Dann sind meine Gedanken ausgelüftet und ich kann überlegen, wie ich anderen eine Rückmeldung gebe. Ist es wichtig, dass ich etwas kritisiere oder braucht der Mensch vor mir in diesem Moment ein anderes Wort von mir?
Es geht nicht darum, Differenzen vom Tisch zu wischen und zu sagen, alles sei in Ordnung. Es geht darum, eine verengte Sichtweise zu weiten und ein Thema in einem grösseren Rahmen zu sehen. Vielleicht gelingt es dann sogar, gemeinsam ein wichtigeres, gehaltvolleres Anliegen zu entdecken und mit vereinten Kräften daran zu arbeiten.
Jeannette Emmenegger Mrvik, Mentorin Bistum Basel