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Was mich bewegt - Im Beichtstuhl
Neugier bringt oft Überraschungen. Unlängst öffnete ich in einer modernen Kirche by the way den Beichtstuhl und entdeckte darin Besen, Staubsauger, Putzlappen.
Die Überraschung wich der Einsicht, dass hier etwas zum Ausdruck kommt, was schon lange und weithin bekannt ist. Das Sakrament der Versöhnung wird vielerorts kaum noch, und wenn überhaupt, dann in anderen Räumen und unter anderen Rahmenbedingungen gefeiert. Ich kann verstehen, dass das Setting des traditionellen Beichtstuhls für viele Menschen kaum mehr stimmig ist. Bei Erwachsenen sind damit manchmal skurrile Erinnerungen an die erste Beichte verbunden oder Bilder aus überzeichneten Filmszenen, wo strenge oder weltfremde Priester hinter einem Gitter sitzen. Eine weitere Hürde ist für manche auch der Mangel an Vertrauen zu den Priestern, welche die Beichte hören.
Es macht mich nachdenklich, dass etwas, das so viel heilendes Potential hätte, aus dem Blick geraten ist. Das Sakrament der Versöhnung ruft in Erinnerung, dass ein Neuanfang immer möglich ist, wenn wir bereit dazu sind, uns dem zu stellen, was im Argen liegt. Wir sind dabei nicht auf uns allein gestellt und es hängt nicht alles von uns ab, denn Gott selber bewirkt die Versöhnung.
Die Fastenzeit ist eine Zeit der Busse und eine Zeit der Versöhnung. Dies könnte, bildlich gesprochen, die Gelegenheit sein, das Putzzeug aus dem alten Beichtstuhl rauszunehmen und nach stimmigen Möglichkeiten zu suchen, um den Beziehungen zu Mitmenschen, zu sich selbst und zu Gott zu neuem Glanz zu verhelfen.
+Felix Gmür, Bischof von Basel