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Was mich bewegt - Warum grüssen Sie mich …?

Foto: Flavia Müller

Wenn dir jemand begegnet, „säg Grüezi“. Nicht einfach ein achtloses aneinander Vorbeigehen. So wurde ich als Kind gelehrt. Und ich merkte, die Leute grüssen zurück. Jene Einführung in die „Grüsskultur“ gilt für mich bis heute.

Heutzutage will mir scheinen, dass solches Verhalten überrascht, ja hie und da beinahe als aufdringlich empfunden wird. Ein Erlebnis: Ich ging über einen Platz. Ein junger Mann kam mir entgegen. Ich schaute ihn an und grüsste. Seine Reaktion: „Warum grüssen Sie mich – oder kennen wir uns?“ Meine Antwort: „Ich glaube nicht, dass wir uns kennen. Aber ich meine, sich zu grüssen sei doch freundlich.“ Er verwarf die Hände und ging sichtlich genervt weiter.

Wie haben Sie es mit dem Grüssen und Gegrüsst werden? – Ich empfinde es nach wie vor als eine schöne Form der Kommunikation. Da ist jemand, der mich wahrnimmt, mir im Vorbeigehen einen Blick, ein Nicken, ein Grusswort, ein Lächeln schenkt. Warum sollten andere diese Erfahrung nicht auch durch mich machen können?

Ich wohne in Solothurn und bin viel zu Fuss unterwegs. Nicht selten werde ich im Vorbeigehen gegrüsst – meistens mit dem hier üblichen «Grüessech!» Ich freue mich jedes Mal – und grüsse gerne zurück.

Josef Stübi, Weihbischof von Basel