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Ordnung braucht Zeit und Milde

Foto: José Martinez

Die Chrisam-Predigt von Bischof Felix stand im Zeichen von Jesaja 42. Der «Herr, der Himmel und Erde geschaffen hat», stellt darin seinen erwählten Knecht vor, auf den er seinen Geist gelegt hat und der allen Nationen das Recht bringen soll. Ein Knecht, der nicht schreitet und lärmt und seine Stimme auf der Gasse erschallen lässt. Ein Knecht, der das «geknickte Rohr» nicht bricht und den glimmenden Docht nicht auslöscht. «Es gibt verschiedene Theorien, wer als Knecht gemeint sein könnte», sagt Bischof Felix. «Wer auf den Kontext schaut, sieht, dass es wohl nicht eine Einzelperson ist, sondern eher Jakob/Israel, das ganze Volk Gottes.» Das Neue Testament deute den Knecht auf Christus hin, aber es gehe immer um Christus und das Volk zusammen. «Wir, das Volk, stehen in der Verantwortung, milde zu sein und die Schwachen zu schützen – also das bereits geknickte Rohr nicht auch noch zu brechen». Bischof Felix weist dabei auf den Stil der Kirche hin, der leider nicht immer so ankomme, wie es sein sollte:  milde, verständnisvoll und nicht auslöschend zu sein. Wobei es sich nicht nur um eine Stilfrage handle, sondern um das Recht, um eine gewisse Ordnung, die der Knecht bringt und die sich durchsetzen. Doch wer ist dafür zuständig? Wer macht diese Ordnung? «Bei Jesaja setzt Gott allein das Recht. Unsere Kulturen sind jedoch vielfältiger geworden. Deshalb ist es wichtig, dass sich alle Getauften einbringen und das Volk auf Rechtssicherheit achtet. Der Gottesknecht setzt sich durch, aber nicht mit der Brechstange, denn er ist milde», betont Bischof Felix mit Bezug auf Jesaia 42 und schliesst auf den Synodalen Prozess, der gerade in die weltkirchliche Phase mündet: «Es braucht Zeit, es braucht Milde, es braucht Nähe und Verständnis, damit das geknickte Rohr nicht ganz bricht! Eine Weise, diesen Auftrag von Gottesnähe zu erfüllen, ist die Feier der Sakramente, für die am heutigen Tag die heiligen Öle geweiht werden».

Hansruedi Huber