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Ein Liebhaber der Kirche. Zum Tod von Hans Küng
Es ist die Liebe zur Kirche, die ich bei allen Gesprächen mit Hans Küng spürte. Er wollte die Kirche nicht überflüssig machen und nicht untergehen lassen. Er wollte eine erneuerte Kirche, eine Kirche für heutige Menschen, eine Kirche, die à jour ist. Er kämpfte für eine Kirche, die sich mit den Lebenswelten, so wie sie sind, und mit der Welt, so wie ist, auseinandersetzt. Er wollte eine christliche Kirche und einen christlichen Glauben und christgläubige Menschen, die hören und gehört werden, mit denen man diskutieren kann, die sich einbringen, die aus ihrem Gottvertrauen leben, die zusammen mit anderen Gläubigen dem Frieden dienen.
Deshalb setzte er sich mit der Kirche auseinander, so wie sie ist. Er tat das auch mit mir, seinem Bischof. Er liebte, und weil er liebte, forderte er. Das konnte manchmal auch anstrengend sein. Das haben manche erfahren, bei denen er nicht mit Kritik zurückhielt, vor allem die Päpste. Aber zuerst war er nicht Kirchenkritiker oder Papstkritiker, sondern Kirchenliebhaber, ja sogar Papstliebhaber. Mich überraschte manchmal die Selbstverständlichkeit, mit der er trotz allen Ringens positiv zum Papsttum stand. Mit Franziskus fiel ihm das leichter als mit dessen Vorgängern.
Er liebte die Kirche, weil sie einen Auftrag hat: den Glauben an Jesus Christus zu leben und zu verkündigen. Der unerschütterliche Glaube an ihn war Küngs Triebfeder für seine enorme Schaffenskraft. Als Mensch, Christ, Wissenschaftler und Priester hat er diese in den Dienst des Glaubens gestellt. Das Bistum Basel ist für dieses Glaubenszeugnis dankbar. Ich bete dafür, dass er nun Gott schaut, von Angesicht zu Angesicht.
+Felix Gmür, Bischof von Basel