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Bischof Felix Gmür: Alle Flüchtlinge müssen gleich behandelt werden!""
Die Weltkirche betet heute für den Frieden in der Ukraine: Papst Franziskus im Petersdom, die Schweizer Bischöfe in Näfels GL. Der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz warnt davor, Flüchtlinge aus anderen Krisengebieten zu vergessen: “Es darf nicht sein, dass Menschen aufgrund ihrer Herkunft bevorzugt oder benachteiligt werden!"
Von Raphael Rauch, kath.ch
Welches Anliegen hat Papst Franziskus?
Bischof Felix Gmür: Das Anliegen des Papstes ist das Gebet und der Einsatz für den Frieden. Der Papst hat dazu aufgerufen: Wir sollen heute, neun Monate vor Weihnachten, für den Frieden unter den Menschen beten. Und er hat zu einem Gebet eingeladen – in Solidarität vor allem mit den Menschen in der Ukraine und in Russland. Die Bischofskonferenz schliesst sich dem Gebet an – und zwar in Näfels, wo wir heute zum Jubiläum der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz zusammenkommen.
Bei einer Friedensdemo in Solothurn Anfang März hat man Sie ungewohnt emotional gesehen. Was macht der Krieg in der Ukraine mit Ihnen?
Gmür: Es geht um unfassbare Gewalt – und um das Gefühl der Ohnmacht. Ich bekomme viele Aufforderungen: «Tun Sie dies, tun Sie jenes.» Und wir merken alle: Wir können nur wenig tun. Ich war letzte Woche mit europäischen Bischöfen in der Slowakei. Vor allem die Menschen in Osteuropa sind persönlich berührt. Sie haben viele persönliche Beziehungen zu den Menschen in der Ukraine. Und sie haben auch Angst. Und das macht mich betroffen.
Haben Sie auch Angst?
Gmür: Mich macht betroffen, dass die Menschen nun wieder so viel Angst haben. Es ist wichtig, dass wir als Christinnen und Christen da sind und sie begleiten.
Führt der Rat der Religionen zurzeit Gespräche mit Karin Keller-Sutter wegen der Schweizer Flüchtlingspolitik?
Gmür: Momentan finden keine Gespräche statt. Der Bund hat ja schnell gehandelt mit dem S-Status für die Menschen in der Ukraine. Wir führen mit dem Bund Gespräche über die Seelsorge in den Bundesasylzentren – aber das ist losgelöst vom Ukraine-Krieg.
Flüchtlinge aus der Ukraine erhalten einen S-Status – manche Familien aus dem Irak droht die Ausschaffung.
Gmür: Für Christinnen und Christen ist klar: Ein geflüchteter Mensch ist ein geflüchteter Mensch. Jeder muss gleich behandelt werden, egal woher er kommt und was er glaubt und wie er ist. Und das ist eine grosse Herausforderung. Ich verstehe, dass europäische Menschen uns emotional vielleicht etwas näher sind. Umso wichtiger ist der Aufruf: Behandeln wir bitte alle gleich. Und ich freue mich, dass sehr viele kirchliche Einrichtungen das bereits seit langem tun.
Welche Konflikte gehen zurzeit vergessen?
Gmür: Neben der Ukraine gibt es auch andere Krisengebiete, von wo uns täglich Flüchtlinge erreichen oder in den letzten Jahren erreicht haben: Eritrea, Syrien, Afghanistan, Türkei und Sri Lanka. Alle Flüchtlinge müssen gleichbehandelt werden. Es darf nicht sein, dass Menschen aufgrund ihrer Herkunft bevorzugt oder benachteiligt werden!
Berührt Sie die Welle der Solidarität, die zurzeit in der Schweiz zu erleben ist?
Gmür: Ja – und wir müssen alles dafür tun, dass diese Solidarität erhalten bleibt. Manchmal werden Flüchtlinge wie Touristen gesehen. Dabei sind es Menschen in grosser Not und Bedrängnis. Auf uns kommt ein monatelanger, vielleicht jahrelanger Prozess zu. Die Kirchen und die Hilfswerke stehen an der Seite der Geflüchteten.
Sie haben vor zwei Wochen dem Moskauer Patriarchen Kyrill einen Brief geschrieben. Haben Sie bereits eine Antwort erhalten?
Gmür: Bislang nicht.
Haben Sie Kontakt mit Vertretern der russisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchts in der Schweiz?
Gmür: Nein, momentan nicht. Ich habe in der Slowakei mit anderen Bischöfen darüber gesprochen. Auch in den anderen Ländern ist der Dialog momentan schwierig. Aber wir brechen den Kontakt nicht ab. Es geht um Menschen, die an Christus glauben – und auch nach dem Krieg brauchen wir ja die Kontakte.
Haben Sie ein Lieblingsgebet für den Frieden?
Gmür: Das kommt auf den Kontext an. Wir beten ja in jeder Messe für den Frieden. Wir empfangen Christus in Wort und Sakrament. Und Christus ist der Friede. Für mich ist wichtig: Der Friede kommt von Gott. Ich setze mich für den Frieden ein. Ich bete. Ich werde aktiv in dem, was ich kann. Aber letztlich ist der Friede auch ein Geschenk von Gott.
Medienkonferenz Ukraine-Hilfspaket Katholische Kirche Region Bern
Die Ukraine erlebt eine humanitäre Katastrophe. Die Schweizer Bevölkerung ist zutiefst bewegt. Unfassbar ist insbesondere das schmerzliche Schicksal der hilfsbedürftigen flüchtenden Frauen, Mütter und Kinder. In dieser für die betroffenen Menschen extrem herausfordernden Situation will die Katholische Kirche Region Bern mit «Bärner Härz» ein Zeichen der Solidarität setzen und sich dementsprechend engagieren.
Von Karl Johannes Rechsteiner, Katholische Kirche Region Bern
Hilfspaket
Die Gesamtkirchgemeinde will in dieser Ausnahmesituation dem Leid entgegenwirken. Die Hilfs- und Unterstützungsmassnahmen sollen den Betroffenen direkt zukommen:
- existenzsichernde Massnahmen – überleben kurzfristig
- hoffnungsgebende Massnahmen – unterstützen mittelfristig
- integrierende Massnahmen – integrieren langfristig
Durch niederschwellige Angebote sollen sich Betroffene sicherer fühlen und wieder Fuss fassen. Die mittel- und langfristige Unterstützung ist besonders wichtig, weil die erste Solidaritätswelle oft wieder nachlässt.
Hauptzielgruppe
Flüchtlinge, insbesondere Familien, Jugendliche und Kinder aus dem Kriegsgebiet, die sich im Raum Bern und Umgebung niederlassen. Unterstützt werden sollen zudem Betroffene und Geschädigte im Kriegsgebiet vor Ort in der Ukraine.
Professionalität und Diakonie
Die kirchen-eigenen Berner Fachstellen zu Sozialarbeit sowie Kinder & Jugend sorgen für die professionelle Umsetzung der Massnahmen insbesondere in Zusammenarbeit mit den lokalen und kantonalen Behörden. Sie können sich dabei auf bewährte Netzwerke und jahrelange Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit oder bei der Umsetzung des Corona-Hilfspakets 2020/21 abstützen.
Die Katholische Kirche Region Bern ist überzeugt, dass sich die sofortige Umsetzung der angestrebten Massnahmen hilfreich auswirkt. Menschen in schwierigen Lebensbedingungen erhalten Hoffnung. Not erfordert eine Antwort und die Katholische Kirche ist bereit, ihren Anteil daran zu leisten: rasch und unbürokratisch.
Entscheide zum Ukraine-Hilfspaket
- Am 3. März 2022 hat der Kleine Kirchenrat (KKR) der röm.-kath. Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung bereits CHF 50'000.- für Soforthilfe via Caritas Schweiz gesprochen.
- Aufgrund der Dringlichkeit sprach der KKR gestern Donnerstagabend, 24. März 2022, für das Ukraine-Hilfspaket weitere CHF 200'000.-.
- Die projektierten Gesamtkosten des Ukraine-Hilfspakets liegen bei rund
CHF 1'000'000.-. - Am 27. April 2022 wird deshalb der Grosse Kirchenrat (GKR) als kath. Kirchenparlament der Region Bern über den Antrag für weitere CHF 750'000.- abstimmen.
Budget
Kurzfristige Massnahmen Ukraine und Nachbarländer (per sofort)
- Sofort-/Nothilfe via Caritas Schweiz – bereits ausgelöst: CHF 50'000.-
- Sofort-/Nothilfe über verschiedene Institutionen im In- und Ausland
CHF 100'000.-
Mittelfristige Massnahmen Region Bern (ab April)
- Bereitstellung, Ausstattung, Koordination eigener Wohnungen: CHF 100'000.-
- Sicherstellung Integration, Zugang zu Aktivitäten, Kultur, Sport: CHF 80'000.-
- Zusätzliche Mittel für lokale Sozialdienste, Einzelfallhilfe, Pfarreien: CHF 100'000.-
Langfristige Massnahmen Region Bern (ab Juli)
- Integrationshilfen Jugendliche/junge Erwachsene, Deutschkurse
CHF 80'000.-
Hilfe vor Ort in der Ukraine
- Unterstützung (röm-kath. und griech.-kath.) Pfarreien via Diözesen
CHF 300'000.-
Reserve
- Unvorhergesehene und weitere Massnahmen: CHF 190'000.-
Total Ukraine-Hilfspaket: CHF 1'000'000.-