News

Wer sind die angehenden Priester des Bistums?

Treffen der Priesterseminaristen mit Weihbischof Denis Theurillat und Regens Thomas Ruckstuhl in Solothurn

Seit Herbst 2016 gehören 17 Männer zu den Kandidaten für den priesterlichen Dienst im Bistum Basel. Im Hinblick auf die Berufungspastoral skizziert Stephan Leimgruber, Spiritual des Seminars St. Beat, mit expressionistischen Farben ihr stark verändertes Profil. So vertieft er das Projekt „Chance Kirchenberufe“ und setzt den Beitrag „Wie kann man kirchliche Berufe wecken?“ (SKZ 2016, 33-34) fort, denn die Kirche braucht auch im dritten Jahrtausend Katechet/-innen, Laientheolog/-innen, ständige Diakone und nicht zuletzt Priester und Ordensleute.

Text: Stephan Leimgruber, Spiritual St. Beat

Bei den Priesteramtskandidaten des Bistums Basel ist am auffälligsten, dass ihr  Durchschnittsalter - analog zum Heiratsalter - bei etwa 35 Jahren liegt und somit um gute zehn Jahre höher ist als vor fünfzig Jahren. Einige haben zuerst einen anderen Beruf gelernt und bringen interessante Berufserfahrungen mit, zwei haben bereits promoviert und verfügen nun über erhöhte wissenschaftliche Kompetenz und einer steht kurz vor der Promotion in Theologie. Ein höheres Weihealter geht einher mit breiterer Lebenserfahrung, die hilfreich ist für den anspruchsvollen Beruf. Mehrere Seminaristen weisen Migrationshintergrund auf, sind zweisprachig aufgewachsen und bringen internationale und interkulturelle Lernerfahrungen mit. Auch in Bezug auf die Biographien bilden sie die heutigen nicht mehr glatten geradlinigen Lebensläufe ab. Einige haben Umwege beschritten, sogar Irrwege, die letztlich zu Lernwegen wurden. (Gott schreibt auf krummen Wegen gerade.) Einer hat bei den Schwestern der hl. Mutter Teresa in Kalkutta ein Praktikum absolviert und einer ist von der reformierten Schwesterkirche zur katholischen Kirche konvertiert, beides gute Voraussetzungen für den Beruf.

Die heutigen Priesterkandidaten stammen betr. Sinusmilieustudien aus traditionsverwurzelten Milieus, nicht aus hedonistischen oder experimentellen Milieus wie z. B. Jugendliche, die an der Streetparade teilnehmen. Die meisten sind aus der bürgerlichen Unter- und Mittelschicht, haben Geschwister und sind teilweise religiös sozialisiert, d.h. ihre Eltern (nicht alle) zeigten ihnen religiöse Praxis, während ihre Geschwister nur noch teilweise religiös praktizieren. Ein regelmässiges Gebetsleben wird erst im Priesterseminar erworben. Die Assimilation des theologischen Denkens des Zweiten Vatikanischen Konzils ist für das Gros eine Selbstverständlichkeit.

Wie geschehen heutige Berufungen?

Manche erzählen von eindrucksvollen Erlebnissen in der kirchlichen Jugendarbeit. Die Begegnung mit der Brüdergemeinschaft in „Taizé“ ist für einige eine Sternstunde gewesen, die zur Klärung ihrer Berufung beigetragen hat oder die Mitorganisation des Weltjugendtages in der Schweiz oder auch das Ranfttreffen von Jungwacht und Blauring im Advent. An die Stelle der früher zahlreichen Vikare sind Katechetinnen und Laientheologen getreten, die im Lager durchaus besinnliche Impulse geben, den Sonntagsgottesdienst mitgestalten und Leitbilder für kirchliche Berufe werden.

Am Wochenende des St. Ursentages 2016 trafen sich die Seminaristen des Bistums Basel in Solothurn im Kloster St. Josef, wo jetzt die Scalabrini-Missionarinnen wohnen. Ziel war das gegenseitige Kennenlernen. Spiritual Dr. Hans Schaller hielt den Hauptvortrag anhand der biblischen Perikope des Gangs Petri über das Wasser. Wie die Jünger damals „Gegenwind“ hatten, pfeift auch heute der Kirche gelegentlich rauher Wind ins Gesicht. Bischof Felix Gmür ermutigte die Kandidaten zur Vernetzung in Zellen und betonte, dass künftige Priester belastbar sein müssen und einen gesunden Glauben haben sollten. Berufung hat mit Rufen, Hören und Lernen in einer radikal pluralen und von Migration bestimmten Zeit zu tun. Neu war die Tatsache, dass jetzt nach Jahren des Unterbruchs vier Seminaristen für den „Jura pastoral“ studieren, drei sind in Freiburg i.Br., sieben in Pfarreien (zwei in der Berufseinführung, einer im Vorjahr, zwei Laientheologen, einer am RPI und einer promoviert) und je einer studiert in Rom, Fribourg und London.

Fazit

Offenbar ist die Talsohle (der „Kollaps“, wie die NZZ am Sonntag schrieb) betr. Seminaristen und kirchlichem Nachwuchs überhaupt überschritten. Das grösste Bistum der Schweiz hat ansehnlichen und profilierten Nachwuchs. Der Priesterberuf ist kein Auslaufmodell! Einberechnen darf man derzeit 21 Damen und Herren in der Berufseinführung, die in den nächsten beiden Jahren einsetzbar werden, erfreulich viele am Religionspädagogischen Institut und etwa acht Laientheologen, die sich auf den Ständigen Diakonat vorbereiten. In der „Studienbegleitung“ sind am Dienstagabend gut zwanzig künftige Seelsorgerinnen und Seelsorger anzutreffen, darunter auch Leute, die das „Fernstudium“ ganz oder teilweise besuchen. Die gesamte Berufungspastoral soll vom Gebet aller Glaubenden begleitet sein.