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Siegen durch Migration und Integration

In seiner Predigt zum Patrozinium der Heiligen Urs und Viktor deutet Bischof Felix den Zusammenhang zwischen Migration und dem Gleichnis von Christus als sterbendes Weizenkorn (Johannes 12,24).

Der Austausch von Gütern, Ideen und Weltanschauungen über Gebiets- oder Landesgrenzen hinaus, gibt es seit Menschengedenken – wie auch die Migration der Menschen selbst. Die Heiligen Urs und Viktor z.B. waren Migranten. Sie stammen aus Afrika. Beide waren Soldaten der in St. Maurice stationierten thebäischen Legion und flohen vor den dortigen Massakern nach Solothurn. In Solothurn wurden sie vom Statthalter festgenommen und hingerichtet, weil sie nicht bereit waren, die römischen Götter zu verehren.

Was Migranten immer mit sich tragen, ist der Tod, denn beim Wegziehen lassen sie ihre Heimat zurück - ihre Familie, Freunde, Kultur, Essen usw. Damit stirbt ein Teil von ihnen selbst. Heute feiern wir einen Migranten mit dem Namen eines Siegers: Viktor! Vielleicht ist Viktor ein Beiname aller Märtyrer. Viktor „Sieger“ steht im Gegensatz zum römischen Gott Invictus „Unbesiegter“. Dabei fällt auf, dass der Unbesiegte im Gegensatz zum Sieger der Vergangenheit angehört. Zum Sieger der Gegenwart wird Viktor, weil er loslassen kann - sogar sein eigenes Leben. In Johannes 12,24 sagt Christus: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht“. Urs und Viktor haben ihr Leben in der thebäischen Legion nicht geliebt, weil sie dort nicht wahrhaftig leben konnten. Sie migrierten nach Solothurn, auch wenn sie für Ihren Glauben den Tod in Kauf nehmen mussten. Heute meinen viele Menschen, sie könnten ihr Leben selbst bestimmen - bis in den Tod. Das ist eine Illusion. Wir können das Leben nur leben, indem wir loslassen, indem wir Veränderung zulassen, indem wir etwas sterben lassen, damit etwas Neues wächst. Leben ist Veränderung. Nur Festhalten ist eine Illusion des Lebens und deshalb lebensfeindlich.

Unsere beiden Heiligen Migranten-Märtyrer kamen über viele Stationen nach Solothurn, um hier zu sterben: Sie wurden dadurch die Heiligen Urs und Viktor von Solothurn. Petrus machte eine abenteuerliche Reise und starb in Rom: Er wurde der Heilige Petrus von Rom. Diese Heiligen wurden von der lokalen Bevölkerung adoptiert und integriert – wenn hier auch erst nach ihrem Märtyrertod.  

Migration führt erst zum Sieg, wenn es eine Integration gibt. Der Heilige Viktor war kein Kleriker, kein Kirchgemeindepräsident, sondern glaubte und integrierte seinen Glauben in den Alltag als Soldat. Im Pastoralen Entwicklungsplan sprechen wir vom „Glauben ins Spiel bringen“.

Wer also mit seiner Idee migriert (loslässt) und diese ins tägliche Leben integriert, wird zum Sieger, weil es der Anfang vom ewigen Leben ist - im Jetzt.