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Schöpfung bewahren

Am eigenen Ast sägen

Die Fülle und Schönheit der Natur und die damit zusammenhängenden ökologischen Leistungen zu erhalten und zu bewahren, ist eine zentrale Aufgabe der Menschen. Wir brauchen die mannigfaltigen Angebote der Natur als Lebensgrundlage für ein glückliches und sinnerfülltes Dasein. Doch die Naturleistungen und die Vielfalt von Ökosystemen und Arten nehmen ungebremst ab und damit unsere Lebensgrundlagen, wie der neue Weltbiodiversitätsbericht zeigt. «Jedes Jahr verschwinden Tausende Pflanzen- und Tierarten, die wir nicht mehr kennen können, die unsere Kinder nicht mehr sehen können, verloren für immer. Die weitaus grösste Mehrheit stirbt aus Gründen aus, die mit irgendeinem menschlichen Tun zusammenhängen. Dazu haben wir kein Recht», sagt Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si. «Da alle Geschöpfe miteinander verbunden sind, muss jedes mit Liebe und Bewunderung gewürdigt werden, und alle sind wir aufeinander angewiesen.»

Die Ursachen für die Naturverarmung sind nicht nur unser Lebensstil und unsere Art des Wirtschaftens, sondern auch soziale Ungerechtigkeiten und die enorme Verlagerung der Naturausbeutung von den Industrie- in die Entwicklungsländer, die noch reich mit Naturgütern und Vielfalt gesegnet sind. Aber auch der Klimawandel und seine Folgen für die Natur und die biologische Vielfalt sind gravierend.

Der Mensch ist auch Hüter der Schöpfung. Die Bewahrung der Natur und ihrer Vielfalt ist eine wesentliche Aufgabe der Kirche – sie kann mithelfen, Visionen für ein gutes und nachhaltiges Leben zu entwickeln, ohne dass wir die Natur oder andere Menschen ausbeuten. Es ist höchste Zeit, dass wir uns auf diese Kernkompetenz zurückbesinnen und uns für Entschleunigung, Achtsamkeit und Zurückhaltung im Verbrauch von Ressourcen einsetzen. Es braucht ein Umdenken bei jeder einzelnen Entscheidung, die wir treffen, so dass die Bedürfnisse aller Geschöpfe berücksichtigt werden.

Felix Gmür, Bischof des Bistums Basel