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Pastoralraum Gäu: fünf Pfarreien gemeinsam auf dem Weg

Am 28. September 2013 wurde der Pastoralraum Gäu von Bischof Felix Gmür in Fulenbach feierlich errichtet. Die Errichtung war aber nicht der Abschluss der im Pastoralen Entwicklungsplan (PEP) des Bistums Basel vorgesehenen Umstrukturierung, sondern vielmehr der Anfang einer kontinuierlichen Entwicklung der Seelsorge.

Adrian Wicki

Zugegeben, der Begriff «Pastoralraum» ist nicht gerade eingängig und verständlich und auch heute noch werde ich gelegentlich danach gefragt, wo wir denn nun den neuen Pastoralraum gebaut hätten. Der Pastoralraum Gäu meint aber nicht ein neues kirchliches Gebäude, sondern umschreibt lediglich eine intensive Zusammenarbeit der fünf Kirchgemeinden Egerkingen, Oberbuchsiten, Neuendorf, Härkingen und Fulenbach mit insgesamt knapp 5000 Katholiken. Die Frage soll hier im Zentrum stehen: Was hat sich in diesen vier Jahren durch den Pastoralraum konkret verändert?

Vom Einzelkämpfer zum Teamworker

Die intensivste Veränderung der ersten Jahre ist gewiss die Art und Weise der Zusammenarbeit des in den Pfarreien tätigen Seelsorgepersonals. Vor zehn Jahren, als ich als Gemeindeleiter in der Kirchgemeinde Härkingen angestellt wurde, war ich noch einer von fünf Einzelkämpfern und Einzelkämpferinnen, von denen jeder und jede v. a. sein eigenes Pfarreigärtchen zu bestellen hatte. Damals hatte jede der fünf Pfarreien also noch ihren eigenen Pfarrer bzw. eben ihren Gemeindeleiter oder ihre Gemeindeleiterin. Heute besteht das Seelsorgeteam aus dem leitenden Priester, dem Pastoralraumleiter, einer Pastoralassistentin, einem Jugendseelsorger und einem Religionspädagogen, wobei sämtliche hauptamtlichen Seelsorger nicht mehr in einer Kirchgemeinde angestellt sind, sondern im Zweckverband, der durch die fünf Kirchgemeinden gebildet wird. Gemeinsam ist das Team für die Seelsorge in allen fünf Pfarreien verantwortlich.

Den Glauben neu ins Spiel bringen

Den Glauben in der heutigen Zeit ins Spiel zu bringen ist die zentrale Herausforderung für alle christlichen Gemeinschaften. Dabei müssen wir uns von allem Anfang an klarmachen, dass die Zeiten der Volkskirche, in der man automatisch und unhinterfragt in die kirchliche Ortsgemeinde «hineinerzogen» wurde, endgültig vorbei sind. Heute geht kaum noch jemand in einen Gottesdienst oder nimmt an einem anderen kirchlichen Angebot teil, weil es die Gesellschaft von ihm erwartet, sondern die meisten nehmen am Pfarreileben teil, weil es ihnen ein Bedürfnis ist.

Vernetzung auf vielen Ebenen

Grundsätzlich bleiben die fünf Pfarreien eigenständige Pfarreien mit einem immer noch erstaunlich lebendigen Pfarreileben und vielen ehrenamtlich Engagierten. Zusätzlich versuchen wir auf verschiedenen Ebenen die Pfarreien zu vernetzen und so nach und nach ein Gefühl für den Pastoralraum zu fördern und zu entwickeln. Vernetzungen sind auf vielen Ebenen möglich und sinnvoll, wie zum Beispiel im Bereich der Katechese, der Erstkommunionvorbereitung, der Kirchenmusik usw.

Vernetzung der Pfarreiräte

Seit bereits sechs Jahren kommen zum Beispiel die Pfarreiräte der einzelnen Pfarreien jährlich zu einer gemeinsamen Tagung zusammen. Daraus entstand die Gründung eines Pastoralraumrates, in den jede Pfarrei zwei Vertreter/-innen delegierte und der ein beratendes Gremium für die Pastoralraumleitung geworden ist.

Vernetzung der Gottesdienstgemeinden

Im Moment werden im Pastoralraum jährlich zwei sogenannte Pastoralraumgottesdienste geplant. Pastoralraumgottesdienste sind Gottesdienste, welche die verschiedenen Pfarreigemeinschaften verstärkt zusammenzubringen versuchen. So gab es zum Beispiel im Juni 2016 einen Pastoralraumgottesdienst in Oberbuchsiten, in dem alle neuen Minis aus allen fünf Pfarreien gemeinsam in einem Gottesdienst in ihren Dienst aufgenommen wurden. Der Gottesdienst wurde gemeinsam mit Ministranten und den Mini-Verantwortlichen vor Ort vorbereitet und gestaltet. Nach dem Gottesdienst gab es einen Apéro und für die Minis wurde ein Mini-Fest organisiert.

Stärkung der Jugendseelsorge

Mit der Schaffung einer Jugendseelsorgestelle und durch die erfolgreiche Besetzung der Stelle im Herbst 2014 entstand im Bereich der kirchlichen Jugendarbeit eine neue Dynamik mit vielen neuen Entwicklungen. Die Stärkung der Jugendseelsorge dient nicht in erster Linie dazu, Jugendliche wieder in die Kirche zu bringen, sondern es geht darum, den Jugendlichen das Gefühl zu geben, dass die Kirche für sie da ist und ihnen Raum und Unterstützung gibt, sich selber entfalten zu können.

Firmweg 17+          

Auch im Bereich der Firmvorbereitung gehen wir neue Wege. Ende 2015 hat das Seelsorgeteam nach eingehender Analyse entschieden, die damals noch vier verschiedenen Firmalter im Pastoralraum auf das Konzept 17+ zu konzentrieren. Im Jahr 2021 wird es damit im Pastoralraum erstmals eine gemeinsame Firmung im Alter von 17+ geben. Jährlich werden sich ca. 50 bis 60 junge Erwachsene aus den fünf Pastoralraumpfarreien gemeinsam auf den Weg zur Firmung machen, die jährlich jeweils an zwei verschiedenen Orten mit einem Firmgottesdienst gefeiert werden wird.

Vision für die Zukunft?

Eines ist klar festzuhalten: Pastoralräume sind kein Heilmittel gegen die seit Jahrzehnten anhaltende langsame Entleerung der Kirchen. Ressourcenbündelung und bessere Verteilung des weniger werdenden Seelsorgepersonals ist zuerst einmal nichts anderes als blosse Symptombekämpfung. Was es (jetzt) braucht, sind gemeinsame Visionen. Was bedeutet es für uns als Kirche in der Welt von heute die christliche Frohbotschaft zu verkünden? Auf diese Frage gibt es keine schnellen und einfachen Antworten. Es braucht ein gemeinsames Suchen auf verschiedenen Ebenen und vor allem braucht es das Vertrauen auf Jesus Christus, der von sich selber sagt: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben» (Joh 14,6).

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