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Nicht allein im Regen - Bischof Felix Gmür besucht den Pastoralraum Stadt Luzern

Auf seinem Besuch im Pastoralraum Stadt Luzern machte sich Bischof Felix Gmür mit den Mitarbeitenden auf den Weg, und das wortwörtlich. Im MaiHof, in der Peterskapelle und vor allem beim Spaziergang durch die Strassen der Stadt kam man ungezwungen miteinander ins Gespräch. Beim öffentlichen Gottesdienst in der Kirche St. Karl kam auch die katholische Bevölkerung Luzerns in Tuchfühlung mit dem Bischof.

von Urban Schwegler, Katholische Kirche Stadt Luzern

Eine Regenfront war für den Nachmittag angesagt. Und das war mit Blick auf das bevorstehende Programm einigermassen ungünstig. Zwar lachte zwischen den Wolken noch die Sonne, als die Mitarbeitenden aus dem Pastoralraum Stadt Luzern im MaiHof eintrafen. Seelsorgende aus den Pfarreien und anderssprachigen Missionen, Jugend- und Sozialarbeitende sowie Leitungspersonen aus den Fachbereichen versammelten sich im grossen Kirchensaal, wo die erste Station des Treffens mit Bischof Felix Gmür war.

In regelmässigen Abständen besucht der Bischof die Seelsorgeeinheiten in seinem Bistum Basel. Am Mittwoch, 8. Juni nun war der bischöfliche Besuch in Luzern angesagt. Nicht in einem einzelnen Raum wollte man sich treffen, sondern hintereinander an mehreren kirchlichen Orten in der Stadt, wo verschiedene aktuelle Themen zur Diskussion gebracht wurden. Spaziergänge zwischen den Orten sorgten nebst der geistigen auch für körperliche Bewegung.

Die beiden Themenfelder, die im MaiHof zur Sprache kamen, waren die Freiwilligenarbeit sowie die zukünftige Nutzung kirchlicher Räume. In Form einer lockeren Gesprächsrunde kamen die Mitarbeitenden mit dem Bischof in den Austausch.

Freiwillige wollen mitgestalten

Auf die Frage von Mirjam Furrer, Leiterin des MaiHof, wann Felix Gmür das letzte Mal selbst als Freiwilliger aktiv gewesen sei, erzählte er von einem Jass mit Seniorinnen und Senioren. „Und demnächst zeige ich einer Gruppe von auswärts das Ordinariat. Halt einfach, weil ich der einzige bin, der an einem Samstag dort ist.“ Es wurde festgestellt, dass sich die Freiwilligenarbeit in den letzten Jahren verändert habe. Es sei nicht einfacher geworden, Leute zu motivieren und die Bedürfnisse der freiwillig Tätigen seien heute anders. Die Einsätze seien oft zeitlich begrenzt. Heute möchten die Freiwilligen mitbestimmen und mitgestalten, das sei zu begrüssen.

Bischof Felix betonte, dass Freiwilligenarbeit wertgeschätzt werden müsse und Freiwillige nicht zu Angestellten ohne Bezahlung gemacht werden dürften. Er legte aber Wert darauf, den Anwesenden keine Ratschläge erteilen zu wollen: „Ich bin nicht da, um euch zu sagen, wie ihr es machen müsst, sondern um zuzuhören.“

Wie weiter mit kirchlichen Räumen?

Auf dem Hintergrund der Thematik der kirchlichen Räume und ihrer künftigen Nutzung stellte Christian Vogt, Leiter Netzwerk Soziales, dem Bischof die Frage, wie er denn Kirche leben würde, wenn keine Räume mehr zur Verfügung stünden. „Abgesehen davon, dass ich sowieso meistens im Zug arbeite, würden wir Kirche wohl weniger eng denken. Wir würden kreativer werden.“ Kirche sein heisse zwar auch Gottesdienste feiern, aber nicht nur. Soziale, kulturelle oder gemeinschaftliche Aufgaben gehörten ebenso dazu.

Felix Gmür zeigte sich überzeugt, dass sich die Kirche mit der Umnutzung oder auch dem Verkauf von Räumen befassen müsse. Das Thema sei aber sehr komplex, mit rechtlichen, emotionalen, baulichen, denkmalpflegerischen und vielen weiteren Aspekten. Die Katholische Kirche Stadt Luzern bleibt an diesem Thema dran und hat eigens ein Projekt dazu lanciert.

Wie kann die Kirche die Menschen erreichen?

Nach einem Fussmarsch, es fielen mittlerweile ein paar vereinzelte Regentropfen, fragten sich die kirchlichen Mitarbeitenden zusammen mit dem Bischof, wie die Kirche die Menschen erreichen könne, mit welchen Mitteln und mit welcher Sprache. Felix Gmür sowie Florian Flohr und Meinrad Furrer von der Peterskapelle stellten je ein Lied, einen Text sowie ein Bild vor, das ihnen derzeit wichtig ist.

Bischof Felix Wahl fiel auf das Graffito, das der Zürcher Künstler Harald Nägeli kürzlich im Rahmen seiner Ausstellung auf der Insel Ufenau an ein Beinhaus gesprayt hat. Er sah darin eine inspirierende Kunstaktion unter Einbezug von historischen und religiösen Elementen. Ihm stelle sich aber weniger die Frage, mit welcher Botschaft wir welche Zielgruppe erreichen. „Manchmal ist es die beste Seelsorge, einfach da zu sein.“ Eine originäre Form kirchlicher Präsenz inmitten der pulsierenden Luzerner Altstadt ist auch die Peterskapelle selbst mit ihren verschiedenen liturgischen Formen und künstlerischen Aktionen.

Der Mensch steht im Mittelpunkt

Gestärkt durch einen nachmittäglichen Imbiss ging es dann weiter in Richtung St. Karl. Mittlerweile regnete es ziemlich stark. Doch es zeigte sich, dass die Mitarbeitenden des Pastoralraums Stadt Luzern ihren Bischof nicht im Regen stehen liessen. Der eine und andere Schirm wurde über dem Glücklichen aufgespannt und der Gedankenaustausch nahm im Gehen seinen Lauf.

Im Pfarreiseal von St. Karl hatten dann die fremdsprachigen Gemeinschaften Gelegenheit sich vorzustellen. Die englischsprachige Community, die portugiesische, albanische, kroatische, spanische und italienische Mission gaben einen Einblick in ihr Wirken und zeigten nicht zuletzt auch die kulturelle Vielfalt der katholischen Kirche in der Stadt Luzern auf.

Zum Schluss eines abwechslungsreichen und intensiven Nachmittags bedankte sich Bischof Felix bei den Mitarbeitenden des Pastoralraums für ihr Wirken für die Menschen in der Stadt Luzern und „für das Reich Gottes.“ Es habe ihm Freude gemacht, sich während der vergangenen Stunden mit ihnen über verschiedene Themen auszutauschen sowie aktuelle und zukünftige Herausforderungen zu besprechen. Bei aller inhaltlichen Arbeit aber sei jederzeit spürbar gewesen: „Am Schluss geht es immer um den Menschen.“

Ein lebendiger Gottesdienst zum Schluss des Tages

Der Pastoralbesuch wurde in der Kirche St. Karl mit einem öffentlichen Gottesdienst abgeschlossen, der von Mitwirkenden aus dem ganzen Pastoralraum mitgestaltet wurde. Den musikalischen Teil übernahmen Musikgruppen der anderssprachigen Missionen, was der Feier viel Lebendigkeit verlieh.

In der Predigt wurde der Bischof von Claudia Nuber von der Pfarrei St. Leodegar befragt. Über welche Aufbrüche er sich denn freue, wollte die Seelsorgerin von ihm wissen. „Wenn etwas Neues entsteht“, gab er zur Antwort. „Dann gibt es Ärger und das ist ein gutes Zeichen dafür, dass etwas passiert und sich etwas verändert.“ Felix Gmür rief dazu auf, etwas zu wagen. „Wir dürfen auch mal scheitern. Nicht alles, was wir machen, muss perfekt und für die Ewigkeit geschaffen sein. Hauptsage ist, dass wir etwas wagen. Am Schluss wirken Gott und seine Kraft.“

Zu dieser Aussage passte der Wunsch von Claudia Nuber, auch nach dem Pfingstfest den heiligen Geist im Alltag weiter wirken zu lassen.