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Diakonietagung: Vernetzung und Austausch

„Warum muss sich die Kirche sozial engagieren, dafür gibt es doch den Staat?“ Mit dieser Frage setzte sich die Fachtagung der Strategieverantwortlichen Diakonie in der Diözese Basel am 15. September 2022 auseinander. Organisiert wurde sie von der Abteilung Bildung des Bistums in Zusammenarbeit mit der Diözesanen Diakoniekommission. Rund 40 Personen hatten an diesem Anlass im Paulusheim in Luzern teilgenommen.

Von Regula Tschudi, Abteilung Bildung

Die Teilnehmenden konnten ihre Erwartungen digital eingeben. Sie erhofften sich von der Tagung einerseits praktische Anregungen, Bestärkung, Geistesblitze und neue Ideen; andererseits Vernetzung, Austausch, Praxisnähe und vieles mehr. Darauf hielt Gregor Scherzinger von der Caritas St. Gallen-Appenzell einen Impuls zum Gleichnis des barmherzigen Samariters und erarbeitete drei Pointen: «Eine postheroische Diakonie ist gefordert»; «Diakonie ist ein unverzichtbarer Ort möglicher Heilserfahrung» und «Diakonie bringt Gemeinschaft hervor». Anschliessend tauschten sich die Anwesenden in Kleingruppen über die Frage aus, wo es im Kirchenkontext Erfahrungsräume gelebter Solidarität und Gemeinschaftsbildung im Sinne der drei Pointen gebe?

Eliane Räber, Leiterin der Geschäftsstelle «Verein Migration – Kriens integriert», zeigte am Beispiel ihres Vereins auf, wie die Zusammenarbeit von kirchlichen und nicht-kirchlichen Stellen ein «Mehr» in der Diakonie bewirken kann. Eine Not, ein Defizit oder eine Lücke geben jeweils Ausschlag für unterschiedlichste Projekte, die von der Geschäftsstelle initiiert und begleitet werden. Eine erste Initiative waren Deutschkurse für geflüchtete Frauen. Dann kam die Kinderbetreuung dazu: Es entstand eine Spielgruppe mit sprachlicher Förderung der Kinder. Später ein Kulturtag und neu ein Internetcafé, wo Arbeitsuchende bei der Stellensuche unterstützt werden. In der anschliessenden Gruppenarbeit fragte man sich, wo sich in den Arbeitsfeldern der Teilnehmenden partnerschaftliche Kooperationen finden, wie diese aussehen und worin der Mehrwert und die Chancen solcher Kooperationen bestehen.

Höhepunkt war das «IMPULS Theater Schweiz», das unter der Leitung von Verena Gauthier Furrer am Nachmittag die Anwesenden animierte, sich aktiv einzubringen. Zunächst zeigte ein Theaterstück eine ältere Frau, die bereits von der Pfarrei finanzielle Hilfe erhalten hatte und in der Kirche übernachtete. Der Sakristan duldete dies, informierte aber niemanden darüber. Parallel dazu rang der Gemeindeleiter um mehr Ressourcen für die Diakonie. Die Kirchenratspräsidentin bangte um die Finanzen für den Bau des neuen Pfarreizentrums. Mit einem reisserischen Zeitungsbericht über die «Entledigung» der Obdachlosen und der Kündigung der Pfarreisekretärin eskalierte die Geschichte.

Nach einem ersten Durchgang wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgefordert, einzelne Akteure der Geschichte zu ersetzen und zu zeigen, wie die Geschichte mit einem besseren Vorgehen einen anderen Verlauf genommen hätte. So wurden im Spiel Fragen nach dem Umgang mit «Sans-Papiers», der Kommunikation zwischen staatskirchenrechtlichen Gremien und pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie der Kommunikation mit staatlichen Behörden diskutiert. Dabei gab man sich gegenseitig Tipps wie «personelle Fragen nicht zwischen Tür und Angel besprechen» oder «Lösungsorientiert arbeiten, statt bei den Problemen stehenzubleiben» oder «Gemeinsam mit Obdachlosen nach längerfristigen Lösungen suchen – eine gute Mischung aus Sofort- und Allgemeinhilfe macht es aus».

Zum Schluss reproduzierte die Theatergruppe auch die Auswertungsrunde der Tagung pantomimisch und setzte die Ernte von guten Ideen und den Willen zur Vernetzung, aber auch die Müdigkeit und den Kaffeedurst in Szene.