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Amazonien: «Wir sollten ihren Umgang mit Ressourcen wertschätzen»

Bischof Felix Gmür mit Fastenopfer-Geschäftsleiter Bernd Nilles in Rom

Bischof Felix hat am 21. bis 22. Oktober in Rom Vertreterinnen und Vertretern von Indigenen und Bischöfe aus dem Amazonas-Gebiet getroffen. Im Gespräch mit kath.ch schildert er seine Eindrücke, die er als Stiftungsratspräsident des Fastenopfers erhielt.

Von Kath.ch - Regula Pfeifer

Sie haben sich als Stiftungsratspräsident des Fastenopfers mit Indigenen des Amazonas-Gebietes in Rom getroffen. Wie war das Treffen?

Felix Gmür: Ich ging nach Rom aus zwei Gründen. Einerseits traf ich dort Fastenopfer-Partner, die bereits bei der Vorbereitung der Synode dabei waren. Dazu gehört der Indigenenmissionsrat der katholischen Kirche (CIMI) Brasiliens. Andererseits konnte ich mit kolumbianischen Bischöfen reden, die ich auf meiner Kolumbienreise im August kennen gelernt hatte und die an der Amazonas-Synode in Rom teilnahmen. So bekam ich einen direkten Einblick in ihre Situation.

Waren das einzelne Gespräche oder ein grosses Treffen?

Gmür: Es waren verschiedene Treffen im kleinen Rahmen. Es gab auch ein offizielles Treffen von rund einem Dutzend Botschaftern – darunter auch dem Schweizer Botschafter -, Bischöfen und Hilfswerken, an dem ich teilnahm. 

Was waren die Themen?

Gmür: Das Hauptthema war das Thema der Synode, nämlich die Sorge um das Haus Gottes, so wie es die päpstliche Enzyklika «Laudato si» beschreibt. Unsere Lebensbedingungen verändern sich – und das sieht man besonders in der Peripherie, besonders im Amazonasgebiet. Mit der Amazonas-Synode ist die Peripherie ins Zentrum gerückt. Seine Vertreter wollten sich einbringen.

Worum ging es konkret?

Gmür: Im Amazonas, in dem sich das grösste zusammenhängende Waldgebiet befindet, schwindet der Wald. Das hat auch Einfluss auf den Klimawandel. Im Gebiet sind zudem die Ausbeutung natürlicher Ressourcen, die Verschmutzung des Wassers und die Armut ein Problem. Indigene verlieren ihren natürlichen Lebensraum, der sie auch ernährte. Und die Kriminalität nimmt zu, wie ein Bischof aus der Region sagte.

War die Rolle der Kirche Thema?

Gmür: Ja. Die Kirche ist im Amazonas an vielen Orten als einzige Organisation präsent. Nun sagten meine Gesprächspartner, es stelle sich die Frage, ob sie dies in richtiger Art sei. Sie fanden, es müsse sich ein Wandel vollziehen. Im Moment sei die Kirche eine Besuchskirche; ein Priester besucht die Gemeinschaften vielleicht ein- bis zweimal pro Jahr. Sie aber möchten eine Kirche, die vor Ort präsent ist. Da war die Frage: Wie bewerkstelligt man das? Ich hörte von zwei Möglichkeiten: zum einen von einem speziellen Amt für die Frauen oder der Öffnung des Amtes des Diakons für die Frauen. Denn in der Mehrheit der katholischen Amazonas-Gemeinden sind Frauen Vorsteherinnen. Als zweite Möglichkeit sehen manche verheiratete Priester, die jedoch ihrem zivilen Beruf nachgehen.

Was nehmen Sie von den Eindrücken mit in die Schweiz?

Gmür: Es ist gut und richtig, dass Fastenopfer als Hilfswerk der Schweizer Katholikinnen und Katholiken mit den Partnerorganisationen im Amazonas weiter zusammenarbeitet. Denn diese engagieren sich dort konkret für das kirchliche Leben. Zudem ist mir bewusst geworden, dass die Peripherie einen ganz anderen Stellenwert erhält, wenn man es im Zentrum wahrnimmt. Wir sind ja in Europa gewissermassen im Zentrum. Und wir können lernen von der Peripherie.

Was könnten wir lernen?

Gmür: Im Amazonasgebiet gibt es andere Kulturen. Diese sollten wir wahrnehmen und ernst nehmen. Es geht darum, dass wir ihre andere Art, mit den natürlichen Ressourcen umzugehen, wertschätzen. Das regt uns Europäer an, nachhaltiger mit den Ressourcen umzugehen.

An der Amazonas-Synode war die Umweltfrage ein wichtiges Thema. Wie sind Sie nach Rom gereist?

Gmür: Ich war mit dem Zug, Flugzeug und Taxi unterwegs. Leider muss ich aus Zeitgründen ab und zu fliegen. Ich würde viel lieber mit dem Zug reisen, weil dies Zeit zum Lesen ermöglicht. Fliegen bedeutet nur Stress.

Sie haben sich vorab für das Frauenstimmrecht eingesetzt. Was sagen Sie dazu, dass dieses an der Amazonas-Synode nicht gewährt wurde?

Gmür: Meines Wissens hatte ein Mann, der nicht geweiht ist, das Stimmrecht an der Amazonas-Synode. Für mich ist es nicht verständlich, dass angesichts dieser Tatsache Frauen, die nicht geweiht sind, das Stimmrecht nicht erhalten haben.